Ghostwriter – wie populär ist der Beruf wirklich?

Grundsätzlich handelt sich bei dem Ghostwriter um keinen geschützten Beruf, d. h. auch Sie können sich ab sofort Ghostwriter nennen.

Ghostwriter werden in der heutigen Zeit nur mit dem Schreiben von Biografien für Personen des öffentlichen Lebens und dem Schreiben von akademischen Arbeiten in Verbindung gebracht. Doch die Tätigkeit ist viel populärer und hat eine längere Geschichte als viele denken.

Beruf mit langer Tradition

Auch wenn der Begriff Ghostwriting erst durch Guttenberg die mediale Aufmerksamkeit bekam, finden Sie bereits in der Antike die ersten Belege dafür, dass Reden zu verschiedenen Anlässen nicht vom Redner selbst geschrieben worden sind. Der Skandal rund um Guttenberg und die Fehlinterpretation der Medien ist der Grund dafür, das Ghostwriting fälschlicherweise als Synonym für Plagiate verstanden wird.

Ghostwriting ≠ Plagiat

Dabei sind Plagiate unabhängig vom Autor. Sowohl der Autor als auch der Ghostwriter können Plagiate erstellen. Somit ist ein Plagiat das Resultat einer Urheberverletzung, die auf Basis einer Übernahme von Gedankengut in Form von Wörtern oder einer Struktur fußt. Wird ein Text übersetzt, ohne die Originalquelle anzugeben, handelt es sich um ein Übersetzungsplagiat bzw. Strukturplagiat. Wird eine Textstelle wortwörtlich übernommen, spricht man von einem Komplettplagiat, Satzteilplagiat, Zitatsplagiat oder Selbstplagiat.

Ghostwriter für Politiker

Folglich bleibt die Frage, ob Guttenberg einen Ghostwriter hatte, unbeantwortet. Aber andere Politiker, wie z. B. Angela Merkel, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Willy Brand haben auf einen Ghostwriter zurückgegriffen. Politiker haben oft nicht genügend Zeit und vor allem Energie, um stundenlang an einer Rede zu feilen. Dafür haben Sie Ghostwriter, die öffentlich als Redenschreiber auftreten.

Auch wenn der Ghostwriter im Hintergrund agieren soll, so haben es bereits viele Ghostwriter als Redenschreiber geschafft, in den Vordergrund zu rücken. Die prominesten Beispiele sind Thilo Sarrazin und Eva Christiansen. Allerdings gab es auch Redenschreiber, die bereits vorher sehr berühmt waren, ein Beispiel hierfür ist Günther Grass.

Ghostwriter für den akademischen Bereich

Neben Politikern ist das Ghostwriting im akademischen Bereich auch sehr beliebt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Professoren und Lehrstuhlinhaber sich ihre Beiträge für Fachzeitschriften von Mitarbeitern schreiben lassen. Das akademische Ghostwriting für Studenten ist erst seit der Guttenberg-Gate richtig populär geworden. Im Gegensatz zu den Bereichen, in denen Ghostwriting genutzt wird, ist im akademischen Bereich das nicht nur eine Frage der Nutzungsrechte, sondern auch der Urheberrechte. Zwar ist die Erstellung einer Ghostwriting-Arbeit ohne Abgabe-Intention rechtlich kein Verstoß, jedoch verstößt die Abgabe gegen die Hochschulordnung.

Ghostwriter für Partnersuche

Nicht nur Politiker, sondern immer mehr Privatmenschen nutzen Dienste eines Ghostwriters z. B. bei der Partnersuche (Ghostdaters). Sie kommunizieren im Namen des Auftraggebers, um einen potenziellen Lebenspartner zu finden. Diese Form des Ghostwritings ist erst seit wenigen Jahren populär geworden. Überdies nutzen die Portale auch Ghostdater dazu, um Fake-Profile als Singles anlegen. Mit einem großen Single-Pool und dem Führen von Schein-Gesprächen scheint die Plattform für die Nutzer attraktiver zu sein.

Ghostwriter in der Musikbranche

Eine weitere Form des Ghostwritings ist Songwriting. Die meisten Pop-Künstler schreiben ihre Songs nicht selbst, sondern hierfür wird ein Songwriter engagiert. In der POP-Richtung ist das Gang und Gäbe, hingegen ist die Inanspruchnahme eines Ghostwriter in der Rap-Szene für die Künstler ein NO-GO, daher werden die Ghostwriter im Gegensatz zur POP-Szene nicht im Booklet genannt.  

Ghostwriter für Business-Bereich

Viele Unternehmen sourcen die Erstellung Ihrer Webauftritte, Blogs, Prospekte, Präsentation usw. aus. Diese Tätigkeiten werden von einem Ghostwriter erstellt, der oft Werbetexter genannt wird. Aber auch für unternehmensinterne Zwecke (wie z. B. Handbücher, Businessplan) ist die Unterstützung eines Auftragsschreibers gefragt (auch unter Unternehmens- bzw. Gründungsberater bekannt).

Ghostwriter für Fake-Kommentare

In dem digitalisierten Zeitalter zählen unheimlich die Online-Präsenz und der Ruf im Netz. Viele Konsumenten holen Informationen im Internet ein, bevor sie etwas bestellen oder eine Firma anschreiben. Online-Bewertungen anderer Menschen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Kaufentscheidungen. Um mehr und bessere Bewertungen im Internet zu bekommen, engagieren viele Unternehmen Ghostwriter, die Fake-Bewertungen und Kommentare abgeben. Amazone, Ebay, Kununu und weitere Portale sind von Fake-Bewertungen und Kommentaren überfüllt.

Ghostwriter für Social Media

Auch bei Stars sind Ghostwriter beliebt. Sie schreiben z. B. ihre Instagram-Posts und antworten auf Kommentare von Fans. Sie sorgen für gute Reichweite, Popularität, Sympathie und steigende Anzahl der Abonnenten. Die Zahl der Fans auf Social Media ist ein Maßstab für Sponsoren, die dann den populären Personen eine bezahlte Partnerschaft anbieten. 

Fazit

Auf dem Markt gibt es viele Bereiche, die von Ghostwritern abgedeckt werden. Der Beruf wird immer populärer und bietet viele Möglichkeiten an: Heimarbeit, flexible Arbeitszeiten,  interessante Aufträge und ein gutes Honorar. Auch die lange Geschichte spricht dafür, das der Job sicherlich eine lange Zukunft vor sich hat.